Heinrich von Helibrunna wurde als zweyter Sohn A. D. 1159 in Bühl
in der Markgrafschaft Baden geboren. Seyn Vater war der
Baumeyster Karl.
Schon im zarten Alter von einem halben Jahre kam er nach
Helibrunna, wo seyn Vater Karl eine Baumeysterei übernahm.
Heinrich wuchs wohlbehütet im Schoße der Familie auf. Seyn
eigentlicher Wunsch war es immer, ein wahrlich guter Baumeyster
zu werden wie seyn Vater.
Seyne zweite Liebe galt der Musik, wo er im Alter von 14 Jahren
ein gar wunderlich Instrument, ähnlich einer Laute, erlernete.
Im Jahre 1176 erlernete er die Kunst, tragfähiges Mauernwerk zu
erbauen und übete sich in der Zimmermannskunst.
So ward er 1185 von der Zunft auch zum Meyster des Mauerns
erkläret.
Schon als Kinde beobachtete er genau den Burgenbau und deren
Technik.
Im Jahre 1187 mußte der Vater Karl seine Baumeysterei
aufgeben, und Heinrich erlebete die ganze Falschheyt und
Verlogenheyt seiner früheren Gefährten, die in der Baumeysterei
seines Vaters arbeiteten und die er schon als kleiner Bursche
kannte und schätzte. Sie wandten sich von ihm ab und stießen gar
böse Beschuldigungen aus.
Nun arbeitete der junge Heinrich noch in einer sehr guten
Bauhütte, in der es allerley gescheite aber auch nicht so kluge
Leut gab.
Er erlernete dabei immer mehr die Kunst und das Planen des
Bauens, so dass er darin mit Fug ein Meyster genennent ward.
Allerdings fühlte er sich immer wieder hingezogen zu dem
ritterlichen Stande, um für Freiheyt und Tugend der Menschen
egal welchen Standes einzustehen.
Als sein Werk bei der Bauhütte beendet war, begab er sich im Jahre des Herrn 1189 als freier
Dienstmann mit seynem Kaiser Barbarossa auf den dritten Kreuzzug, im Glauben, damit etwas
Sinnvolles zu tun. Auf dem Wege ins heilige Land erlebete er derart viel Untaten und grausame
Verbrechen der Kreuzfahrer, dass Heinrich immer mehr an seiner Mission zweifelte.
Als sein Kaiser schließlich im Juni 1190 im Flusse Saleph in der Türkei ertrank, verließ ihn gänzlich
der Mut. Aber er zog weiter bis nach Akkon, wo bereits die Belagerung der Stadt begonnen hatte.
Als König Richard Löwenherz 2700 Muslime, darunter Frauen und Kinder, töten ließ, weil Sultan
Saladin im Verzuge mit dem Lösegeld war, verließ er aufs Äußerste schockieret und angewidert das
christliche Heer und machte sich auf die Heimreise. Bei so viel Brutalität und Grausamkeit
schämete er sich für seyne Glaubensbrüder. Er fragte sich oft, warum muslimische, jüdische und
christliche Brüder und Schwestern nicht in Frieden miteinander leben sollten. Von nun an achtete
er jeglichen Glauben der Menschen.
Wieder in Deutschland angekommen, kehrete er alsbald nach Helibrunna zurück. Dort erwarb er
den Meystertitel des Zimmererhandwerks.
Nun ward er tätig in umliegenden Gehöften als Baumeyster, was ihm viel Freude bereitete.
Dabei begegneter er immer wieder merkwürdig Ding in Gesteinen. Es waren die Abdrücke von
schneckenartigen Tieren oder er fand gar riesig große Knochen, sogar das Horn des
sagenumwobenen Einhorns. Er sammelte diese Dinge auf und verwahrte sie daheim in seynem
Wohnturme zu Helibrunna.
Schon damals vermutete er, dass dies längst vergangenes Leben sey, wagte dies aber niemanden zu
sagen, da er sonst als Ketzer gelte und bestraft würde.
Sein Vater, der Baumeister Karl, starb im Jahre 1192, was Heinrich sehr traurig stimmete und ihm
auf das Gemüt schlug.
Im Jahre 1200 schwor er dem Baumeysterdasein ab, weil er mit einer schweren Krankheit
darnieder lag, von der er sich bis heut nit ganz erholet hatte.
Nun trat er in die Dienste der Mutter Kirche, wo er einen guten Freund und Weggefährten fand in
dem dortigen Diakon. Als man diesen im Jahre 1206 aus fadenscheinigen Gründen seines Amtes
enthob, ward er innerhalb Jahresfrist ebenfalls seiner Tätigkeit entbunden und darob gar schlimm
von der Kirche in Helibrunna enttäuscht, dass man ihn so schändlich im Stich lasse und ihn nicht
irgendwo an anderer Stell einsetzen könne, so dass er dort seine Arbeit zum Wohle der Kirche
verrichte.
Im Frühjahr 1207, als er durch die Lande ritt und an der Burg Stettenfels vorbeikam, traf er auf
die ehrenwerten Damen und Ritter des Freien Bundes der Löwenritter und er bat um Aufnahme in
denselbigen, um seynen Träumen von Ritterlichkeit und Freiheyt nachzuleben. Da ward er
aufgenommen, sich zu üben in ritterlichen Tugenden und dem Kampfe, denn die Herren vom Freien
Bunde der Löwenritter konnten einen wackeren Arm und starke Hand wohl gebrauchen. Er wurde
aber vermahnet, dass er aber solle zügeln sein Temperament, auf dass es dem Bunde nicht
schädlich seye. Dies gelobete er, und er ward nun aufgenommen mit der Hoffnung, wenn er sich
weiter bewähre, irgendwann die Ritterwürde zu bekommen.
So lebte er in Helibrunna in seinem Wohnturme, wo auch seine Mutter Helga wohnet, nebst seinem
Bruder Baldur, der aber sehr fortschrittliche Gedanken pflog und sich in der Kunst von
revolutionären, technischen Dingen betätiget.
Am 21.Juni 1208 ward sein König Philipp von Schwaben von einem Wittelsbacher erschlagen. Bald
darauf verstarb dessen Gemahlin Iirene von Byzanz auf dem Hohenstaufen im Kindbett. Das
stimmte Heinrich traurig. Er hoffte,daß sein König bald im Dom zu Speyer beygestetzet würde.
Nun aber begab sich auch etwas sehr Schönes in Heinrichs Dasein. Am 10 August 1208 war er im
Angelbachtal. Da fand ein großes Tourney statt mit allem drum und dran. Dort lernte er die
liebliche Jutta von Buckenberg aus der Markgrafschaft Baden kennen und lieben. Nun sind die
beyden ein Paar und glücklich miteinander
Wir schreiben das Jahr 1211. Nun ist der König schon fast 3 Jahre tot, und er ist immer noch nicht
im Speyerer Dom beigesetzt. Ein Welfe sitzt jetzt auf dem Thron – hoffentlich nicht mehr lange.
Friedrich, der Enkel Barbarossas, der im fernen Sizilien lebt, wäre der rechtmäßige König und
Kaiser –ihm gebühret der Thron!
Ihm hält Heinrich die Treue!
Heirichs Sammlung mit den merkwürdigen Dingen daheim wächst und wächst. Darunter sind riesige
Knochen, versteinerte Gebilde, die aussehen wie Schnecken, aber keine sind, Knochenteile aus Stein
und Schädel von drachenartigen Tieren.
Er ist nun fest überzeugt, daß die Funde Überreste von Tieren seien, die vor langer Zeit bei uns
lebten, demnach muß auch die Erde dann viel, viel älter sein, als es die Kirche vorgibt.
Heinrich ist davon fest überzeugt, dass Arten verschwinden und aber auch immer wieder neue dazu
kommen und daß sich die eine Art aus der anderen entwickelt – so dass andauernd eine
Weiterentwicklung stattfindet.
Die liebliche Jutta von Buckenberg zieht es nicht so auf die Lager und Turniere, wo
Heinrich häufig anzutreffen ist. Sie bleibt lieber am heimischen Herd, kocht und backt gerne, und
verwöhnt Heinrich dann, wenn er zurückkommt. Er ist sehr froh, so ein liebes Weibe wie Jutta
gefunden zu haben.